Ich möchte mit diesem Thread eine Diskussion auslösen, die sich mit ganz speziellen Caches befasst, welchen ein Horrorelement gemein ist. Konkret geht es um folgende drei Caches:
blaubartDie Puppe mit den roten Augen(Nachtcache)Eins zwei drei Werner kommt vorbei... NachtcacheWährend der erstgenannte bereits im Jahr 2012 erschienen ist, sind die beiden letztgenannten erst heuer auf der Landkarte aufgetaucht. Wie bereits gesagt, sind alle drei im Genre Horrocache angesiedelt. Mit mehr oder weniger subtilen Mitteln wird versucht Gänsehautfeeling zu erzeugen. Mir ist klar, dass die folgenden Beschreibungen spoilern, jedoch sehe ich es als notwendig an um eine möglichst breite Diskussion zu führen. Nicht jeder kennt die Geschichten dahinter bzw. kann sie aus dem Listing ableiten.
Der "blaubart" kommt im Listing noch recht harmlos daher. Es fehlt das Attribut "No Kids", welches aus meiner Sicht aber absolut notwendig wäre. Im Laufe der Wanderung erfährt man, dass der Guflergraben seinen Namen von einem rechtskräftig verurteilten Serienmörder hat. Max Gufler stand unter dem dringenden Tatverdacht in den 50er Jahren 18 Frauen ermordet zu haben. Er wurde letztendlich für 4 Morde und 2 Mordversuche schuldig gesprochen und verstarb 1966 im Gefängnis. Die ganze Geschichte wird im Rahmen des Caches beinahe dokumentarisch aufgearbeitet. Die Stages beschreiben in Texten und wenigen Bildern das Verbrechen an Maria Robas, seinem letzten Opfer. Wobei gesagt werden kann, dass es keine Fotos von Tatorten, Personen (mit Ausnahme beim Final wo ein Bild von Gufler liegt) oder anderen Geschmacklosigkeiten gibt.
Schon eine Liga darüber spielt "Die Puppe mit den roten Augen". Hier ist bereits aus dem Listing erkennbar worum es bei diesem Cache geht. Der zweifellos aufwendig gestaltete Multi spielt mit Urängsten und alten Horrobildern. Im Wald sind zahlreiche künstliche Leichenteile verteilt, denen man die benötigten Variablen entnehmen kann. Und wenn ich sage entnehmen, dann meine ich das durchaus wörtlich. So ist ein abgetrennter Kopf, der bei meinem Besuch mit Spaxschrauben durch die Augen am Kistenboden befestigt wurde, sicherlich einer der "Höhepunkte" entlang der Wanderung, denn der besagte Wert ist auf einem Zettel notiert, der sich im Mund des abgetrennten Kopfes befindet. Das Final allerdings ist in dieser Form nahezu unbeschreiblich. Während die diversen audio-visuellen Effekte bei der Annäherung noch durchaus im Rahmen sind, kann man im Inneren der eigens geschaffenen Hütte durchaus von Tabubrüchen sprechen. Abgetrennte Körperteile, jede Menge Kunstblut, verstörende Skizzen und Beschreibungen an den Wänden und ein solider "Spezialeffekt" erwarten den Cacher. Mittlerweilen sollten wenigstens die zahlreichen Kameras und Kameradummies verschwunden sein, die bei meinem Besuch noch angebracht waren.
Eine "gelungene" Mischung aus diesen beiden Caches ist dann der dritte im Bunde. Auch bei "Eins zwei drei Werner kommt vorbei..." verrät schon das, mittlerweile geringfügig entschärfte, Listing den Hintergrund zu diesem Cache. Auch hier geht es um einen rechtskräftig verurteilten Serienmörder namens Werner Kniesek. Er begann seine "Karriere" bereits als 16jähriger indem er seine eigene Mutter niederstach. Es folgten Einbrüche und der Mord an einer 73jährigen Frau. Im Jahr 1980 misshandelte und tötete er zwei Frauen und einen behinderten Mann auf grausame Weise. Das gegenständliche Listing mit all diesen Details ist jedoch schlecht recherchiert oder zielt mit Falschinformationen bewusst auf Effekte ab. Die Stationen sind nicht ganz so "realistisch" wie bei der Puppe und dennoch eindeutig. Einige sehr aufwändige Videosequenzen leiten den Cacher durch ein absolut stimmiges Gelände um am Final an einem stilisierten Grab von Kniesek zu enden. Dieser ist nach meinen Informationen noch am Leben und befindet sich im Maßnahmenvollzug.
Genug der Beschreibungen. Mich würde jetzt interessieren was die hier vertretene Community von dieser Spielart unseres Hobbies hält. Aus den teils euphorischen Logs könnte man schließen, dass durchaus Bedarf an derartigen Caches besteht. Ich meine jedoch, dass damit Tabus gebrochen werden. Gibt es keine Grenzen des Geschmacks mehr? Sind die Interessen der Hinterbliebenen und Freunde einem Spieltrieb zu opfern? Können wir diese Caches rechtfertigen, sofern Medien und damit die Öffentlichkeit davon Kenntnis erhält? Geocaching ist keine Randerscheinung mehr und ich denke, dass derartige Caches ein an sonst harmloses Freizeitvergnügen arg in Misskredit bringen können.
Canis lupus rubicundus