point of view / Ansichtssache...
Jede Cacherkarriere beginnt mit demselben Mysterium: was ist geocaching? Dazu gibt es dann tausende Erklärungen, jede richtig, je nach Standpunkt allerdings jede anders.
Der begeisterte Betoncacher preist gefinkelte urbane Verstecke die man trotz vieler Menschen unentdeckt heben kann, der Gipfel des Cachertums. Aufwändige Vorbereitungsarbeit schafft Kurzweil bei der Mystery-Community, die klugen Cacher sind die wahren Cacher. Bestandene körperliche und mentale Herausforderungen beim bezwingen gewaltiger Felsmassive lassen das Herz der Bergfraktion höherschlagen, alles andere ist doch nur Kinderei.
Tatsächlich bildet der Mix aus Möglichkeiten und die persönlichen Vorlieben des Einzelnen eine Gemeinschaft die das wahre und klopfende Herz der cachenden Gemeinschaft bilden. Es sind die Möglichkeiten die man hat, wahrgenommen oder nicht, die Grundlage bilden für all die Begeisterung die geocachen in der Gemeinschaft und beim Einzelnen auslöst.
Die Begeisterung die in Foren und zahlreichen öffentlichen events und privaten Treffen gelebt wird, entwickelt Menschen weiter und bildet so manche Basis einer guten Freundschaft.
Man lernt Orte kennen, von denen man keine Ahnung hat, dass es solche gibt. Wissen und Fähigkeiten werden angeeignet, um die Dose vom Klettersteig zu holen, sich abseilen zu können oder ein Programm zu erstellen das die Koordinaten aus dem mysteriösen Bild des neuen Mystery-caches holt, wie geht diese Programmiersprache noch mal?
Stundenlang brütet man über technischen Möglichkeiten um etwas besonderes zu leisten und bastelt mit den seltsamsten Utensilien manches Meisterwerk der Täuschung und Tarnung, voller Vorfreude über die Begeisterung der Menschen die das Ergebnis der Arbeit in ihren logs vergelten werden.
Man berät sich mit Kollegen mit Erfahrungen und Fertigkeiten und macht sich gemeinsam auf zum Ziel, um festzustellen dass dieses Ziel schon vor dem Fund der Dose erreicht wird.
Ergo ist geocaching eine Summe von Möglichkeiten. Voller Herausforderungen physisch, psychisch und sozial. Wenn das System einmal durchblickt wurde, kann man sich das Beste für sich selbst rausholen – und das ist kein Punkt in der Statistik.
Als begeisterter cacher, mal mehr, mal weniger aktiv und am ehesten der Bergfraktion zugehörig wagte ich mir meine eigenen Gedanken dazu zu machen.
Wohin mich geocaching geführt hat: von bloßer Begeisterung an der Natur zu den ersten Klettersteigversuchen, gesichert an Eishaken Wände hinab in unerschlossene Höhlen und hinauf auf hohe Gipfel zu jeder Jahreszeit. Durch enge wasserumtoste Schluchten, abseilen in Wasserfällen…
Kurz: ins Angesicht der Natur mit der Schönheit und der Macht in der verglichen wir verschwindend klein sind…
…und an dem Tag, als ich zwar keinen einzigen geocache fand, aber 13 Meter in die Tiefe, in glasklares Wildwasser sprang, dachte ich mir dann wieder: Danke, geocaching.
- styrian bastards - |