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Wherigo - mehr als nur ein neuer Cachetyp
Geschrieben von: frigschneck   
Mittwoch, den 16. April 2008 um 19:39 Uhr

Wherigo - über diesen Begriff sind wohl viele in den letzten Monaten schon einmal gestolpert. Und einige fragen sich vielleicht bis heute, was das sein soll.

Vor allem für die ist dieser einführende Artikel gedacht. Andere, die vielleicht schon einmal hineingeschnuppert haben, oder sogar schon einen der bisher nicht allzuvielen österreichischen Wherigo Caches gemacht haben, finden aber eventuell trotzdem die eine oder andere interessante Information.

Wer steckt hinter Wherigo?
Die uns allseits wohlbekannte Firma Groundspeak, in teilweiser Kooperation mit Garmin.

Was ist Wherigo?
Zunächst sollte man einmal klarstellen: Wherigo ist nicht "nur" eine weitere Art von Cache. Und man muss überhaupt nichts mit Geocachen zu tun haben, um Wherigo nützen zu können. Wherigo ist ein System, das es ermöglicht, spezielle Programme ("Cartridges") zu schreiben, die auf GPS-fähigen Geräten laufen.

Im Unterschied zu "normalen" Programmen wird der Programmablauf grundlegend von der GPS-Position des Spielers beeinflusst. Am besten versteht man es anhand von Beispielen: So kann man z.B. eine geführte Tour über die Ringstraße in Wien wunderbar zu einer Wherigo-Cartridge machen. Wenn man diese Cartridge "spielt", dann erscheinen am GPS-Gerät zunächst eine oder mehrere "Zonen", die z.B. den verschiedenen Sehenswürdigkeiten entsprechen. Für jeder dieser "Locations" gibt es einen kurzen, erklärenden Text sowie eine Richtungs- und Entfernungsangabe wie man diesen Punkt erreicht. Sobald man dort angelangt ist (oder eventuell auch schon wenn man in die Nähe kommt, das kann der Programmierer der Cartridge entscheiden), können weitere Aktionen ausgelöst werden - bei einer Reiseführung vielleicht weitere Detailinformationen, oder es werden weitere Zonen freigeschaltet, die verschiedene interessante Punkte der Sehenswürdigkeit zeigen, vielleicht auf eine Infotafel hinweisen, oder auf einen Eingang zum Museum, etc.

Das ist eine Möglichkeit, und man sieht, das hat überhaupt nichts mit Cachen zu tun. Wer sich die Webpage wherigo.com ansieht, erkennt rasch, dass es hier durchaus auch um kommerzielle Interessen geht - so ist bereits jetzt vorgesehen, dass Cartridges einen "Price" haben können - obwohl zumindest derzeit noch alle "free" sind. Eine professionell ausgearbeitete Stadttour könnte so in Zukunft über diese Plattform verkauft werden.

Aber was hat das jetzt mit Geocachen zu tun? Nun ja, alleine die Beschreibung der Stadttour schreit ja schon danach, auf ähnliche Weise einen Multi zu realisieren. Der Vorteil wäre, dass man keine Cachebeschreibung mehr mitnehmen muss (ob auf papier oder paperless). Auch, dass man keine komplizierten Formeln mehr braucht, um die Koordinaten einer Stage oder des Caches auszurechnen - eventuell muss man eine Frage beantworten, die einem die Cartridge stellt sobald man eine Stage erreicht - und wenn die Antwort richtig ist, schaltet die Cartridge automatisch die nächste Stage frei. Rechnen entfällt also, und die mühsame Eingabe errechneter Koordinaten auch. Für den Cache-Owner ist ein weiterer Vorteil, dass er nicht mehr über die Stages verraten muss als er will - im Extremfall verrät er nur den Anfangspunkt, und alles weitere ergibt sich erst im Laufe des Spieles, wenn man die jeweiligen Stages erreicht.

Alleine das wär schon eine nette Sache - es geht aber noch mehr. Da die Cartridge ein Programm ist, kann es natürlich nicht nur in reiner Abhängigkeit von der GPS-Position reagieren. Es kann z.B. eine Art Stoppuhr starten ("Timer"), und so für eine Aufgabe eine Zeitvorgabe machen. Es kann sich merken, wie ein Spieler ganz woanders gehandelt hat, und jenachdem am selben Ort anders reagieren. Man braucht keine starre Reihenfolge von Stages mehr - der Fantasie sind da wenige Grenzen gesetzt.

Eine Anwendung dieser Möglichkeiten von Wherigo, die über einen reinen "paperless Multi" hinausgehen, ist eine Art "Liveadventuregame" - in Anlehnung an ein "Liverollenspiel" (im Vergleich zum Tabletop-Spielen), und in Bezug auf ein "Adventuregame" wie man es vom Computer kennt. Ein klassisches Beispiel dafür wäre "Monkey Island". In solchen Spielen geht es darum, verschiedene und immer neue Orte aufzusuchen, dort mit Charakteren zu reden, die mit Informationen weiterhelfen können, und nützliche Dinge zu finden, die an anderer Stelle dann helfen, um weiterzukommen. Mit einem Wherigo bringt man ein solches Spiel raus in die Natur. Natürlich wird man nur virtuell auf Personen treffen - es wird sich wohl kaum ein Cache-Owner finden, der freiwillig an einer Stage rumsteht bis einmal ein Cacher vorbeikommt ;). Konkret sieht das so aus, dass bei Eintreffen am Ort am GPS-Gerät angezeigt wird, dass sich hier eine Person aufhält. Man kann dann mit dieser Person reden, Dinge bekommen, ihr Dinge geben, etc. Apropos Dinge: sie heissen bei Wherigo "Items" und können rein virtuell sein, aber auch eine reale Entsprechung haben, z.B. in Form eines Zwischen-Micros, den man finden muss. Dinge können virtuell "genommen" nehmen und befinden sich zur späteren Verwendung im "Inventory".

Mit diesen Beispielen konnte ich hoffentlich aufzeigen, wie es mit Wherigo völlig neue Möglichkeiten gibt einen Cache zu gestalten. Und es gibt sicher mehr als die hier vorgestellten... lassen wir uns von der Fantasie der Wherigo-Cache-Leger überraschen!

Technische Voraussetzungen
Um Cartridges auf dem GPS-Gerät "abspielen" zu können, muss darauf ein "Wherigo-Player" installiert sein. Solche Player gibt es momentan (Stand April 2008) für Pocket-PCs (Download auf wherigo.com), und bereits vorinstalliert auf dem Garmin Colorado.

Wie "mach" ich einen Wherigo Cache?
Das ist halt leider momentan bei weitem nicht so einfach wie einen normalen Cache zu legen. Eine gewisse Programmiererfahrung ist von Vorteil, und für komplexere Cartridges fast Bedingung. Es gibt zwar den "Wherigo-Builder", mit dem man sich einfachere Cartridges "zusammenklicken" kann, viele Features benötigen aber eine Nachbearbeitung des von diesem Builder generierten Skriptcodes. Als Skriptsprache kommt übrigens LUA zum Einsatz, das auch bei vielen PC-Spielen wie Crysis oder WoW verwendet wird. Eine nähere Erläuterung wie man Wherigo Caches selber bastelt geht über den Rahmen dieser Einführung hinaus, und ich verweise auf diverse Tutorials, die von fleissigen Pionieren im Groundspeak Forum zusammengestellt werden (siehe Weblinks).

Wo es noch hakt...
Wherigo ist in der Pionierzeit - ähnlich wie im Wilden Westen gibt es große Chancen, aber auch große Gefahren. Derzeit kann man durch direktes Feedback an die Entwickler noch viel erreichen. Es muss aber jedem klar sein, dass er mit unfertiger Software arbeitet. Nicht immer spielt ein Wherigo-Player eine Cartridge so ab, wie es sein sollte. Unverständliche Abstürze sind nicht selten. Ein Cartridge, das am Colorado anstandslos läuft, kann am PocketPC seinen Dienst verweigern, und umgekehrt. Nicht auf jedem PocketPC kann der Player erfolgreich zum Laufen gebracht werden. Entwickler von Cartridges sind da noch ärmer: der Builder hat, obwohl es in kurzen Abständen Updates gibt, immer noch reichlich Bugs bzw. ist ein Teil der Möglichkeiten von Wherigo mit dem Builder einfach nicht realisierbar. Es gibt aber im Groundspeak Forum jede Menge Hilfe, wenn man es doch probieren will.

Zur Orientierung:
ich hab für meinen Wherigo Cache zusammengerechnet sicher 4-5 volle Arbeitstage gebraucht, wobei das eigentliche Legen des Caches noch nicht mitgerechnet ist. Ich bringe allerdings jahrelange Programmiererfahrung mit (und hab die auch gebraucht).

Ich hoffe in diesem einführenden Artikel das Potenzial von Wherigo aufgezeigt zu haben. Mich hat es dazu motiviert, Österreichs ersten Wherigo Cache zu legen - trotz einiger Frusterlebnisse (und einer erweiterten Betatestphase bis meine Cartridge auch auf PocketPCs lief - ich selbst konnte nur mit
einem Colorado testen) kann ich inzwischen eine einigermaßen stabile Version meiner Cartridge anbieten. In mehreren Bundesländern gibt es mittlerweile weitere Wherigo Pioniere - und warten gespannt darauf, dass ihr euch auf dieses Abenteuer einmal einlasst!

Glossar:
Wherigo:
ein System von Groundspeak, das Positions-abhängig ablaufende Programme auf GPS-Geräten ermöglicht, wie z.B. Stadttouren, aber auch Wherigo Caches

Wherigo Cache:
ein Cache, der auf dem Wherigo-System beruht. Um diesen Cache machen zu können, muss man ein "Cartridge" herunterladen und auf einem "Wherigo-Player" abspielen

Wherigo Player:
ein Programm, das auf einem unterstützten GPS-fähigen Gerät installiert sein muss, um "Cartridges" abspielen zu können

Wherigo Builder:
ein Programm für Entwickler, die eigene "Cartridges" (z.B. Wherigo Caches) entwickeln wollen. Zum Download erhältlich auf wherigo.com

Cartridge:
ein "Programm" für den "Wherigo-Player", also z.B. ein bestimmter Wherigo Cache. Cartridges können von wherigo.com downgeloadet und auf dem eigenen GPS-Gerät
installiert werden.

Play Anywhere:
spezielle Wherigo Cartridges, die überall gespielt werden können - also nicht an bestimmte Orte gebunden sind. Vergleichbar mit den "Games" auf einigen Garmin-Geräten.

Unlock Code:
In der Regel geben Cartridges diesen Code dem Spieler preis, sobald man eine Cartridge erfolgreich absolviert hat - im Falle eines Caches also den Cache gefunden hat.
Mit diesem Code kann man die entsprechende Cartridge auf wherigo.com "unlocken", was am ehestem einem find log auf gc.com gleichzusetzen ist. Allerdings ist dieses "Loggen" auf wherigo.com total unabhängig von gc.com. Um den geliebten Statistikpunkt zu bekommen, loggt man also den Cache wie gewohnt auf gc.com (und braucht dafür auch den unlock code nicht, sofern der Owner kein unlocken auf wherigo.com einfordert, um den Log zu akzeptieren).
Dieser Code wird für jeden der ein Cartridge downloadet neu generiert - er kann also nicht so einfach "getauscht" werden. Um allerdings ein "Rudelcachen" zu ermöglichen, kann man auch unter Angabe des Users, der den Cartridge downgeloadet hat, einen "fremden" Unlock Code verwenden. Alternativ kann man anstelle des Unlock Codes auch sein "Savegame" auf wherigo.com hochloaden, um seinen Log zu "beweisen".

Savegame:
Der momentane "Spielstand" in einer Cartridge kann jederzeit abgespeichert werden. Die zugehörige Datei, das Savegame, dient dabei als Beweis, eine Cartridge erfolgreich beendet zu haben, indem man diese Datei auf wherigo.com hochlädt.

Zone:
Statt eines einzelnen Koordinatenpunktes wie beim Cachen normalerweise üblich werden bei Wherigo "Zonen" definiert - das sind Vielecke, die aus im Prinzip beliebig vielen Punkten bestehen, und den Bereich markieren, in den ein Spieler eintreten muss, um die "Stage" für das Cartridge erreicht zu haben. Im wesentlichen geht es also darum, damit der Ungenauigkeit des GPS-Geräts Rechnung zu tragen - man kann aber auch bewusst und aus anderen Gründen eine große Zone definieren.

Item:
ein Item ist ein virtueller Gegenstand, den man im Laufe eines Wherigo-Spiels erhalten kann, und eventuell an anderer Stelle benötigt um weiterzukommen.
Einfachstes Beispiel wäre ein Schlüssel, der woanders ein Tor öffnet. Obwohl ein Item für das Cartridge rein virtuell ist, kann es einem realen Gegenstand
entsprechen (der aber dann, im Gegensatz zum virtuellen, natürlich an seinem Ort verbleiben muss, und nur symbolisch diesen Gegenstand darstellt).

Inventory:
Der Inhalt des virtuellen Rucksacks, also alle "Items", die im Laufe des Spiels aufgenommen wurden.

Task:
Ein Task ist eine Teilaufgabe, die man in einer Cartridge erfüllen muss (ähnlich wie eine Quest in einem Rollenspiel, oder einer Stage in einem Multi). Im Wherigo-Player werden bereits erfüllte wie
auch noch offene Tasks angezeigt und geben so einen besseren Überblick, was alles (bzw. als nächstes) zu tun ist.

Weblinks:
wherigo.com
groundspeak forum
österreichische Wherigos


Bilder:
alle Bilder aus meinem Wherigo "Das Geheimnis der verschwundenen Villa", gespielt im Emulator des Wherigo-Builders

Der Hauptbildschirm des Wherigoplayers (die genaue grafische Darstellung hängt von der verwendeten Hardware ab)


Die Liste der derzeit sichtbaren "Locations" mit Entfernungs- und Richtungsangabe

 

Um zu überprüfen, ob z.B. ein Zwischenmicro wirklich gefunden wurde, kann es zwischendurch Codeabfragen geben


 

 
 

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