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165.480 Schritte bis zum Cache
Geschrieben von: Gert   
Donnerstag, den 15. Mai 2008 um 11:08 Uhr

Einen Weitwanderweg zu absolvieren, war schon immer mein „Traum“, seit Ewigkeiten reizt mich der Eisenwurzenweg – vom nördlichsten Punkt Österreichs im Waldviertel zum südlichsten Punkt am Seebergsattel in Kärnten. Aus Zeitgründen konnte ich den jedoch noch nicht machen (und das wird wohl auch leider so bleiben).

Somit wollte ich zumindest mal für ein paar Tage die Wanderschuhe anziehen und einmal eine längere Strecke zu Fuß zurücklegen und fasste den steirischen Mariazellerweg ab Graz ins Auge. So schlimm konnte das nicht sein. In meiner Kindheit sind viele Bekannte immer wieder „nach Mariazell gegangen“, das war für mich etwas ganz normales (auch wenn ich damals gar nicht wusste, wo Mariazell überhaupt liegt). Trotzdem erntete ich bei allen, die ich zum Mitwandern motivieren wollte, nur „entsetzte“ Reaktionen. Also entschloss ich mich allein zur Planung und begann zu recherchieren.

Die Informationen und Berichte im Internet sprachen alle von sechs Tagesetappen. Das hätte mich fast wieder abgehalten, soviel Zeit hatte ich nicht, mir schwebte eher ein verlängertes Wochenende vor. Nachdem ich mir den Weg auf der Karte angeschaut habe, dachte ich, es müsste auch in drei Tagen machbar sein, dagegen sprach aber letztlich eine fehlende passende Übernachtungsmöglichkeit nach dem zweiten Tag. Letztendlich entschied ich mich, die Tour in vier Tagen anzugehen, was sich im Nachhinein als goldrichtig herausgestellt hat.

Meine Versuche, Mitwanderer zu motivieren, fruchteten dann zumindest teilweise doch noch. Orotl wollte mich zumindest den ersten Tag begleiten, ab Tag drei würde RandomTox mein Weggefährte sein.


Tag 1: Graz – Schöckl - Passail

Als Treff- und Startpunktpunkt hatte ich mit Orotl den Hilmteich vereinbart. Und da ich ja nach Mariazell gehen und nicht fahren wollte, kam für mich eine Anreise per Straßenbahn nicht infrage und so hatte ich eine dreiviertel Stunde extra Anmarsch. Also brach ich am 15. August 2007 um 6:15 Uhr in Richtung Hilmteich auf, wo Orotl schon auf mich wartete (und angesichts meines Vorhabens zum wiederholten Mal meinen/unseren Geisteszustand in Frage stellte).

Am Hilmteich fand sich an einem Laternenmast auch schon die erste rot-weiß-rote 06er Markierung, diese sollte mich nun vier Tage begleiten. Schon bald zeigte sich das erste Mal der Schöckl, der „Höhepunkt“ der heutigen Etappe. Über den Roseggerweg ging es Richtung Mariatrost und noch vor der Wallfahrtskirche trafen wir weitere Wanderer am Weg nach Mariazell („Geht's ihr auch so weit wie wir?“ – „Wo geht's ihr denn hin?“ – „Nach Mariazell“ – „Wir auch.“).

An der Kirche vorbei, ging es hinunter ins Tal, auf der anderen Seite wieder hinauf am zum Sternwirt und dann ins Tal nach Niederschöckl. Am Weg nach Rinnegg fand sich eine Gelegenheit für die erste Jausenpause, danach ging es zügig weiter über Rinnegg nach Sankt Radegund wo wir uns noch einmal für den Anstieg auf den Schöckl stärkten.

Gegen 13 Uhr waren wir dann am Stubenberghaus, im Nachhinein gesehen war dieser Anstieg der anstrengendste Teil der vier Tage. Wie eine Ewigkeit kam es uns vor, dank der Sonne, die auf uns herunter brannte und unserer Gedanken, die schon zum Mittagessen vorausgeeilt waren. Das Stubenberghaus war Dank des Feiertags und Prachtwetters überfüllt, trotzdem schafften sie es uns binnen kurzer Zeit ein Essen auf den Tisch zu zaubern.

Danach ging es (fast) nur bergab, zum Schöcklkreuz, unter der Burgstaller Höhe vorbei nach Burgstall und Arzberg und von dort nach Passail unserem ersten Etappenort.

Tag 2: Passail – Sommeralm – Straßegg – Auf der Schanz

Der zweite Tag begann mit Orotls Entscheidung, doch mit dem Bus nach Graz zurück zu fahren. Also verließ ich Passail allein Richtung Norden und schon bald bog der Weg von der Straße ab und ich hatte die Gewissheit, für längere Zeit keinen Asphalt mehr unter den Füßen zu spüren. Bei Kriechenlee begann der Anstieg Richtung Sommeralm. Diese war erstaunlich schnell erklommen, am Weg dorthin bot sich ein wunderbarer Rückblick auf den bereits zurückgelegten Weg, immer wieder lachte mich der Schöckl an, bis er knapp nach der Sommeralm aus meinem Blickfeld verschwand. Auf der Sommeralm legte ich beim Alpengasthof noch eine kurze Pause ein, doch für das Mittagessen war es noch zu früh und es wurde somit auf „später“ verschoben (d.h. ein Packerl Schnitten irgendwo am Weg).

Wunderschön war der Weg von der Sommeralm zum Straßegg, unterwegs traf ich wieder ein „Rudel“ Wallfahrer, die am selben Tag vom Rechberg gestartet waren. Nach dem Straßegg kam einer der schönsten Teile des Weges zum Knappensattel. Unglaublich war die Anzahl der Wegkreuze, die die verschiedenen Wallfahrergruppen hier errichteten. Schon etwas müde ging es dann weiter zum Gasthaus auf der Schanz, meinem zweiten Etappenort, wo ich mich auf Dusche, Cordon Bleu und Bett freute.

Tag 3: Auf der Schanz – Mitterdorf im Mürztal – Pretalsattel – Rotsohlalm

RandomTox kam gerade rechtzeitig zum Frühstückskaffee auf der Schanz an, ab nun sollte ich also wieder Begleitung haben. Das Wetter schien heute nicht so freundlich zu sein und es sah die meiste Zeit so aus, als ob es gleich zu regnen beginnen würde, dementsprechend zügig waren wir die ganze Zeit unterwegs.

Nach dem gemütlichen Anstieg zur Stanglalm ging es steil hinab nach Mitterdorf in Mürztal, wo wir beim Spar unsere Vorräte auffüllten und am Hauptplatz eine Jausenpause einlegten. Dann mussten wir allerdings die eben erst verloren Höhenmeter wieder gutmachen und es ging auf Forststraßen hinauf zur Hundskopfhütte, wo uns der Wirt sein Supperl quasi aufdrängte. Das war aber eh eine gute Idee, denn die nächsten fünf Stunden bis zum Ende der Etappe am Fuße der Hohen Veitsch gab es keine Einkehrmöglichkeit mehr.

Der Weg zum Pretalsattel und von dort zur Rotsohlalm war zwar lang und einsam aber wunderschön. Die Regenwolken wurden immer bedrohlicher, aber erst als wir in der Hütte angekommen waren und bereits unser Abendessen (sensationeller Schweinsbraten!) genossen, öffnete der Himmel seine Schleusen.

Tag 4: Rotsohlalm – Hohe Veitsch – Niederalpl - Mariazell

Der vierte Tag begann mit dem festen Vorsatz, nicht über die Hohe Veitsch zu gehen. Und so machten wir uns auf den Weg Richtung Niederalpl. Doch als nach ein paar Minuten der Gipfel der Hohen Veitsch im Sonnenlicht erstrahlte, konnten wir nicht anders, als unsere Meinung zu ändern und schlugen uns querfeldein zum Teufelssteig durch und stiegen über diesen zum Gipfel auf, wo sich eine sensationelle Aussicht bot.

Bis zum Niederalpl ging es nun bergab, unvergessen wird uns die Jause inmitten einer Herde neugieriger Kühe bleiben, die wir regelmäßig auf Distanz halten mussten. Weiter führte der Weg zur wunderschönen Herrenboden Alm, wo wir uns ein letztes Mal stärkten. Von nun an ging es fast nur mehr bergab ins Tal in Richtung Mariazell.

Am allerletzten Kilometer, der „Pilgerautobahn“ entlang der Bundesstraße, überholten wir trotz unseres weiteren Anmarsches noch viele Pilger, die wohl gerade erst aus aus dem Auto/Bus gestiegen sind.

Bei der Ortstafel haben wir noch schnell ein Erinnerungsfoto geschossen und dann waren es nur ein paar Minuten bis zum Ortszentrum und der Basilika.

Nachlese

Nun versteh ich auch den Spruch „Wer einmal nach Mariazell gegangen ist, geht immer wieder“. Es war ein schönes Erlebnis, einmal eine weitere Distanz – immerhin an die 130 km – zu Fuß zurückzulegen. Landschaftlich sehr schön, auch wenn hier nicht die höchsten Gipfel das Ziel sind.

Die Wegfindung war nie ein Problem, (fast) alle Abzweigungen sind bestens beschildert und markiert. Sofern man immer im voraus auf der Karte schaut, wie es weitergeht, kann man den Weg nicht verfehlen. Ein einziges Mal war ich unaufmerksam und bog an falscher Stelle in den Wald ab, doch nach wenigen Metern war klar, dass hier etwas nicht stimmen kann.

Ich kann das „Abenteuer Mariazell“ nur empfehlen, wer es lieber gemütlich hat, kann den Weg auch auf fünf oder mehr Tage aufteilen. Viele Wanderer starten auch am Rechberg, was den Vorteil hat, dass man sich den eher asphaltlastigen ersten Tag sowie den Anstieg zur Sommeralm erspart. Andere Varianten des Mariazellerwegs starten in Wien, Linz, Klagenfurt, Eisenstadt und dem Waldviertel.

Wie schon gesagt, wer einmal geht, geht immer wieder. Auch heuer möchte ich mich wieder auf den Weg nach Mariazell machen, Mitwanderer sind herzlich willkommen (Orotl hat schon aufgezeigt, er ärgert sich eh noch grün und blau, dass er nur am ersten Tag dabei war).
Für die „Punktegeier“: Bei meiner Wanderung habe ich diesen Weitwandercache versteckt. Viel Spaß damit!






 
 

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